Hintergrund
Im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit wurden im Jahr 2013 Empfehlungen zur Effizienzsteigerung der Pflegedokumentation entwickelt, die in ein Strukturmodell mündeten, welches 2014 einem ersten Praxistest unterzogen wurde. Seit dem 1. Januar 2015 startete auf Initiative des Beauftragten der Bundesregierung für die Belange von Patientinnen und Patienten sowie Bevollmächtigen für Pflege das Projekt zur flächendeckenden Einführung der neuen Pflegedokumentation Strukturmodell. Bis Anfang Juni 2016 registrierten sich bundesweit knapp 10.000 Pflegedienste und stationäre Pflegeeinrichtungen für die Einführung des neuen Dokumentationssystems. Die Implementierung begleitend soll die Zielerreichung der neuen Pflegedokumentation auf der Grundlage der integrierten Strukturierten Informationssammlung SIS - auch im Hinblick auf die Dokumentationsqualität - wissenschaftlich evaluiert werden.
Ziele und Fragestellungen
In der wissenschaftlichen Evaluation der neuen Pflegedokumentation wird das Erreichen der mit der Einführung verbundenen Ziele im Kontext ambulanter und stationärer Pflege untersucht. Hierzu wird die neue Pflegedokumentation mit bisherigen Dokumentationsverfahren und zu mehreren Zeitpunkten in ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen nach §71 SGB XI im Hinblick auf ihre (Aus-)Wirkungen verglichen. Einbezogen werden dabei sowohl verschiedene Evaluationsebenen als auch die von der neuen Pflegedokumentation direkt betroffenen Personengruppen.
Im Zentrum der Evaluation steht die Überprüfung der Effizienz und der Qualität der neuen Pflegedokumentation im Zusammenhang mit dem damit verbundenen Aufwand und der Wirkungen auf die interne Qualitätssicherung sowie die externe Qualitätsprüfung unter Berücksichtigung von fachlicher Kompetenz und beruflicher Erfahrung der Pflegenden. Zudem erfolgt eine Prüfung und Bewertung der Kohärenz und Transparenz der gemäß des Strukturmodells erstellten Dokumentation im Vergleich zu bislang benutzten Pflegedokumentationssystemen.
Die wissenschaftliche Evaluation beantwortet folgende übergreifende Fragen:
Methodisches Vorgehen
Die Evaluation folgt einer formativen Prozessevaluation. Diese erlaubt eine Untersuchung der praktischen Durchführung der Einführung der neuen Pflegedokumentation (und damit verbundener Aktivitäten, Praktiken und Prozesse) sowie der Rahmenbedingungen und bereits erfassbarer Auswirkungen. Bei den Datenerhebungen kommen standardisierten Befragungen involvierter Akteure (Einrichtungsleitungen, Pflegefachkräfte, Mitarbeiter der Heimaufsicht und des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung), Fokusgruppen-Interviews mit Pflegekräften und Prüfungsinstanzen, Interviews mit Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen sowie Dokumentenanalysen von Pflegeakten zum Einsatz. In die Untersuchung eingeschlossen werden alle bei Ein-STEP registrierten Einrichtungen, die die neue Pflegedokumentation seit mindestens drei Monaten einsetzen (https://www.ein-step.de). Im Rahmen der Dokumentenanalyse wird zusätzlich eine Stichprobe der Eirichtungen, die noch nicht die neue Pflegedokumentation einsetzen, untersucht.
Erwartete Ergebnisse
Die Evaluation wird zum einen Erkenntnisse über die Umstellung der Pflegedokumentation in den in die Erhebungen einbezogenen Einrichtungen sowie Erfahrungen der direkt beteiligten Akteursgruppen bereitstellen. Zum anderen werden aus diesen Erkenntnissen Handlungsempfehlungen für den Implementierungsprozess und die Weiterentwicklung und Optimierung der SIS abgeleitet. Konkret beinhalten die Handlungsempfehlungen Aussagen zu
Die Handlungsempfehlungen geben ergänzend einen Ausblick auf notwendige Veränderungen der Rahmenbedingungen zur Gewährleistung einer effektiven und effizienten Pflegedokumentation und pflegerischen Versorgung.