Die gesetzlich vorgesehene Darmkrebsvorsorge erreicht seit ihrer Einführung vor 10 Jahren maximal ein Fünftel der Vorsorge-Berechtigten. Selbst besonders risikobelastete Personen werden folglich teilweise zu spät oder gar nicht erkannt. Mehr als 60 Darmzentren und Fachpraxen zwischen Nordsee und Oberbayern haben daher in den letzten 3 Jahren über 1.100 Patienten speziell auf das erhöhte Darmkrebsrisiko ihrer Verwandten 1. Grades hingewiesen. Sie waren Teilnehmer der vom Bundesministerium für Gesundheit finanzierten FAMKOL Studie im Nationalen Krebsplan.
Prof. Dr. Margarete Landenberger und Dr. Alexander Bauer vom Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft der Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg hatten 2012 gemeinsam mit Prof. Dr. Thomas Seufferlein (Universitätsklinikum Ulm), Prof. Dr. Max Reinshagen (Klinikum Braunschweig), Prof. Dr. Stephan Hollerbach (Allgemeines Krankenhaus Celle) und Prof. Dr. Jürgen F. Riemann (Ludwigshafen) unter der Schirmherrschaft der Stiftung LebensBlicke e.V. dieses deutschlandweite Modellvorhaben ins Leben gerufen.
Erstgradig Verwandte wurden telefonisch zu Vorsorgemöglichkeiten beraten und konnten über ihre Bedenken mit speziell geschultem nicht-ärztlichen Personal sprechen. Ergebnis: über 60% gingen zur Vorsorge-Darmspiegelung. Bei fast einem Viertel dieser Untersuchungen konnten mögliche Vorstufen von Darmkrebs (Polypen und Adenome) festgestellt und rechtzeitig entfernt werden.
Die FAMKOL-Studie zeigt für Deutschland zum ersten Mal, wie eine gezielte Einladung zur Darmkrebsvorsorge gestaltet werden kann. Damit liefert die Studie wichtige Bausteine für die praktische Umsetzung des Krebs-Früherkennungs- und Registergesetztes (KFRG) und des Nationalen Krebsplans.
Am 04. und 05. Dezember lud die Studienleitung interessierte Kolleginnen und Kollegen zu einem interdisziplinären Symposium ein. Diese Veranstaltung soll als Forum zur Präsentation und Diskussion der neusten Erkenntnisse der Darmkrebs-Vorsorge dienen. „Wir freuen uns schon darauf, im Austausch mit ausgewiesenen Fachexperten und Kostenträgern die Zukunft der risiko-adaptierten Darmkrebsfrüherkennung in Deutschland zu diskutieren, damit wir noch mehr Menschen schützen können.“ erklärt der Leiter der Studie, Dr. Alexander Bauer vom Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft. Veranstaltungsort war die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina in Halle. Link zum Flyer