Molekulargenetik

Molekulargenetisches Leistungsspektrum
(Ansprechpartner:
Institut für Pathologie am UKH - Herr PD Dr. Ezslinger, E-Mail)

Wird im Rahmen der interdisziplinären Beratung eine Indikation zur molekulargenetischen Abklärung von familiären Brust- und Eierstockkrebs (FBREK) bzw. eine therapiebedingte Testindikation zur BRCA1- und BRCA2-Keimbahndiagnostik gestellt, werden folgende humangenetischen Laborleistungen angeboten:

1) Molekulargenetische Untersuchung der BRCA1- und BRCA2- bzw. der FBREK-relevanten Risikogene1 mittels Multigen-Panelanalyse (AmoyDx® HANDLE HRR NGS)

Material:          2-5 ml EDTA-Blut (A- und B-Probe)
Methoden:      DNA-Extraktion, Sequenzierung (NGS), NGS basierte CNV-Analyse
Dauer:             4-6 Wochen (2-4 Wochen für therapierelevante Testung)

Die Ergebnisse werden mittels einer unabhängigen Analyse einer zweiten Blutprobe überprüft.

2) Prädiktive Testung bei bekannter, klinisch relevanter Genvariante in der Familie

Material:          2-5 ml EDTA-Blut (A- und B-Probe)
Methoden:      DNA-Extraktion, Sanger-Sequenzierung bzw. je nach Einwilligung mittels
Genpanelanalyse und CNV-calling
Dauer:             4-6 Wochen

Die Ergebnisse werden mittels einer unabhängigen Analyse einer zweiten Blutprobe überprüft.

1ATM, BARD1, BRCA1, BRCA2, BRIP1, CDH1, CHEK2, PALB2, PTEN, RAD51C, RAD51D TP53

Hinweis:

Die Testindikationen richten sich nach den Einschlusskriterien des Konsortiums für familiären Brust-und Eierstockkrebs.

Die Mutationssuche in den FBREK-relevanten Risikogenen erfolgt in den betroffenen Familien in der Regel einmalig und primär bei der am jüngsten an Brust- und/oder Eierstockkrebs erkrankten Person (Indextestung) mit der höchsten Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer genetischen Ursache.

Ist in der betreffenden Familie (blutsverwandt) eine genetische Tumorprädisposition in Folge einer gesichert bzw. hochwahrscheinlich krankheitsrelevanten Genvariante bestätigt, können sich weitere volljährige Familienmitglieder (erkrankt oder nicht erkrankt) nach humangenetischer Beratung und schriftlicher Einwilligung gemäß Gendiagnostik-Gesetz auf eine Anlageträgerschaft testen lassen.

Im Falle einer Anlageträgerschaft besteht die Möglichkeit, die weiteren Therapieschritte bzw. Nachsorge- und/oder Früherkennungsuntersuchungen zu planen. Des Weiteren kann je nach genetischem Befund ggf. die Indikation zu risikoreduzierenden operativen Eingriffen der Brust- und/oder der Eierstöcke nach eingehender interdisziplinärer Beratung abgeleitet werden.

Wird die krankheitsrelevante Genvariante bei einem blutsverwandten Familienmitglied durch eine entsprechende Testung ausgeschlossen, können die betreffende Person und deren Kinder hinsichtlich der familiär vorbekannten Tumordisposition FBREK entlastet werden. Das Risiko für Brust- und Eierstockkrebs oder für weitere FBREK assoziierte Tumoren (u.a. im Pankreas, Magen-Darm-Trakt, Prostata, Haut) ist gegenüber der Allgemeinbevölkerung nicht als erhöht zu betrachten, sofern die beratenden ÄrztInnen nicht eine unabhängige Tumordisposition im selben oder zweiten elterlichen Familienzweig klinisch annehmen.

Bei nicht erkrankten Ratsuchenden aus Familien ohne Möglichkeit einer Indextestung ist die Indikation zum Mutationsscreening mittels Multigen-Panelanalyse nur in bestimmten Fällen möglich (abhängig vom Verwandtschaftsverhältnis zur erkrankten Person, dem Manifestationsalter, der Art und Häufung der Tumorerkrankungen in der Familie). Die Aussagekraft der Testung ist in diesem Fall limitiert, da im Falle eines unauffälligen Befundes nicht sicher gesagt werden kann, ob in der Familie eines der bekannten FBREK-Kern-Gene überhaupt für die familiäre Tumorhäufung ursächlich war und nicht eine andere, evtl. wissenschaftlich noch nicht bekannte genetische Grundlage dahinter steckt. Daher wird in bestimmten Familienkonstellationen statt einer Testung eine Risikokalkulation mittels des CanRisk-Programms angeboten.