Forschung in der Altersmedizin

Das Zentrum für Altersmedizin im Südlichen Sachsen-Anhalt stellt mit seinen verschiedenen Standorten ein ideales Netzwerk für die altersmedizinische Forschung dar. Unser interdisziplinäres Team hat jahrelange Erfahrung in der Grundlagen- und Anwendungsforschung mit qualitativen und quantitativen Daten. 

Wenn Sie sich für unsere Forschungsergebnisse interessieren, finden Sie hier eine Übersicht über unsere Publikationen. 

Unter der Leitung von Prof. Dr. med. Tino Prell ist die Forschung im ZASSA in drei Arbeitsgruppen aufgegliedert:

AG Geriatrische Palliativmedizin
Dr. med. Stefanie Stegmann, stefanie.stegmann☉uk-halle.de 
M.Sc. Rosa Brückner, rosa.brueckner☉uk-halle.de 

AG Neurogeriatrie
Dr. med. Juliane Kellner, juliane.kellner☉uk-halle.de  
Dr. med. Hannah Mühlhammer, 
Hannah.Muehlhammer☉uk-halle.de 

AG Psychosoziale Aspekte des Alterns
M.Sc. Aline Schönenberg, aline.schoenenberg☉uk-halle.de 
M.Sc. Rebecca Wientzek, rebecca.wientzek☉uk-halle.de 

Auf den nachfolgenden Seiten erhalten Sie einen genaueren Einblick in unsere Forschungsprojekte und die jeweiligen Projektpartner.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert unser Projekt zum Thema Selbstmanagement im höheren Lebensalter für drei Jahre.

Selbstmanagement umfasst alle Handlungen, die von Patient*innen für ihre Gesundheit durchgeführt werden, beispielsweise Symptomüberwachung, Medikamenteneinnahme, Diät und Therapieteilnahme. Auch psychosoziale Aspekte wie Emotionskontrolle, Entscheidungsfindung, und Sozialkontakte zählen zum Selbstmanagement.

Programme zur Stärkung von Selbstmanagement fördern den besseren Umgang mit gesundheitlichen Herausforderungen im Alltag und können Gesundheit und Lebensqualität verbessern.

Da mit dem Lebensalter das Risiko für Erkrankungen steigt, ist Selbstmanagement im Anbetracht des demografischen Wandels ein vielversprechender Weg, um die Alltagsfähigkeit, Lebensqualität und Gesundheit älterer Menschen zu fördern. 

In diesem Projekt sollen daher Module für übergreifende geriatrische Syndrome entwickelt werden, z.B.  für Stürze/Immobilität, Inkontinenz, und kognitiven Abbau, um ältere Menschen krankheitsübergreifend in ihrem Umgang mit gesundheitlichen und psychosozialen Herausforderungen des Alterns zu unterstützen.

Genauere Informationen zum Projekt sowie erste Ergebnisse und Updates erhalten Sie auf der Projektseite hier.

Im höheren Lebensalter treten Erkrankungen nicht mehr nur einzeln, sondern häufig parallel auf (sog. Multimorbidität). Durch diese  Mehrfacherkrankung ist es nicht sinnvoll, Symptome einzelnen Erkrankungen zuzuordnen. Stattdessen geht es in der Altersmedizin um die Erfassung von Funktionsfähigkeit und Kompetenzen. Hierzu werden unter anderem übergeordnete geriatrische Syndrome definiert, die krankheitsübergreifend und damit näher am Alltagserleben der Betroffenen anknüpfen. Zu den geriatrischen Syndromen zählen beispielsweise Immobilität und Stürze, Schwindel, Gedächtnisprobleme, gedrückte Stimmung, Inkontinenz, oder Schwäche (Frailty). Diese geriatrischen Syndrome sind in ihren Zusammenhängen noch nicht ausreichend erforscht. Daher möchten wir genauer erfahren, wie diese Herausforderungen den Alltag beeinträchtigen, wie sie entstehen, und wie wir ältere Menschen im Umgang mit geriatrischen Syndromen unterstützen können.

 

Ansprechpartnerin: Aline Schönenberg, aline.schoenenberg☉uk-halle.de 

Im Alter haben nicht nur körperliche Erkrankungen, sondern auch Veränderungen im Alltagsablauf und in den sozialen Kontakten einen großen Einfluss auf das Wohlbefinden.

Daher legen wir im ZASSA neben biologischen Faktoren einen Fokus auf die psychosozialen Aspekten des Älterwerdens (Social Hallmarks of Aging). Neben sozio-ökonomischem Status und Bildung gehören auch widrige Umstände oder ungünstiges Gesundheitsverhalten zu wichtigen Einflussfaktoren von Wohlbefinden im Alter. Soziale Faktoren stehen neben biologischen Faktoren in engem Zusammenhang mit der körperlichen und kognitiven Funktionsfähigkeit.  Neben körperlicher Gesundheit hängen Themen wie Einsamkeit, Depression, Erwartungen an das Alter/Stereotype und Selbstmanagement ebenso mit dem Wohlbefinden im Alter zusammen.

Wir untersuchen daher, wie die Sozialkontakte, körperliche und geistige Aktivität, Selbstständigkeit und Stimmung mit Wohlbefinden und Gesundheit zusammenhängen. Diese Themen beziehen wir in unsere laufenden Forschungsprojekte stets mit ein. Darüber hinaus untersuchen wir neben körperlicher Gesundheit und Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistern auch das psychosoziale Wohlbefinden als ein Endpunkt unserer Studien. 

Alterserwartungen

Unsere Erwartungen an das Älterwerden begleiten uns ein Leben lang und beeinflussen maßgeblich, wie wir uns verhalten, wie wir unsere Erlebnisse interpretieren, und wie gesund wir letztendlich im höheren Lebensalter sind. Können wir im höheren Lebensalter unsere Gesundheit überhaupt noch selbst in die Hand nehmen, oder ist alles vorbestimmt? Können wir auch im höheren Alter noch neue Dinge erlernen? Sind wir im höheren Alter noch "etwas wert"? Diese und ähnliche Themen spielen eine große Rolle beim Wohlbefinden und der Gesundheit im Alter. Ein Maß dafür, wie gesund wir uns im Alter fühlen, ist das subjektive Alter, also die Frage wie alt wir uns fühlen unabhängig von unserem biologischen Alter. Darüber hinaus gibt es verschiedene Lebensbereiche, die im höheren Lebensalter zu- oder abnehmen, beispielsweise die körperliche Funktionsfähigkeit, die Kognition, das kulturelle Interesse oder die Zeit für die Familie. Wir untersuchen, wie sich Erwartungen in diesen Bereichen auf die Gesundheit auswirken.

Altersstereotype

Die Erwartungen an das Alter kommen dabei nicht nur von uns selbst, sondern auch von anderen Menschen. Viele Ansichten über das Alter sind in der Gesellschaft fest verankert. Altersstereotype sind Annahmen oder Vorurteile über bestimmte Merkmale und Verhaltensweisen von Menschen aufgrund ihres Alters. Diese Stereotype können sowohl positive als auch negative Vorstellungen umfassen. Negative Stereotypen über ältere Erwachsene können zu Altersdiskriminierung oder Ageism führen.

Ältere Menschen, die negativen Stereotypen ausgesetzt sind, können dadurch ein geringeres Selbstwertgefühl haben und sich weniger motiviert fühlen, gesundheitsfördernde Verhaltensweisen zu praktizieren, wie beispielsweise eine ausgewogene Ernährung oder regelmäßige körperliche Aktivität. Auch könnte es sein, dass sie weniger wahrscheinlich medizinische Hilfe in Anspruch nehmen.

Altersstereotype können auch die Qualität der medizinischen Versorgung, die ältere Menschen erhalten, beeinflussen. Wenn Gesundheitsdienstleister negative Stereotypen über ältere Menschen haben, können sie möglicherweise eine schlechtere Qualität der Versorgung anbieten. 

Daher setzt sich die WHO aktiv dafür ein, Ageism zu bekämpfen und eine positivere Wahrnehmung von Alter und Altern zu fördern, um die Gesundheit und das Wohlbefinden älterer Menschen weltweit zu verbessern.

Im Rahmen einer multizentrischen Studie untersuchen wir daher, wie das eigene empfundene Alter zustande kommt und welchen Einfluss Altersstereotypen auf die Gesundheit, medizinische Versorgung und das Wohlbefinden von älteren Menschen hat. 

Ansprechpartnerin: M.Sc. Aline Schönenberg, E-Mail: aline.schoenenberg☉uk-halle.de 

 

Altersstereotype prägen in hohem Maße den Umgang mit älteren Erwachsenen, z. B. in Form einer veränderten Kommunikation, die als Elderspeak bezeichnet wird. Darunter wird ein unangemessener vereinfachter Sprachstil verstanden, der sich aus einem breiten Spektrum verbaler und nonverbaler Modifikationen zusammensetzt. Dazu gehören z. B.  die Verwendung von Kollektivpronomen („Wie geht’s uns denn? Wollen wir uns mal waschen?“), Kosenamen (z. B. meine Gute/mein Guter), Verniedlichungen (z. B. Schlückchen), Duzen statt Siezen oder Vermischung von Anredeformen („Frau X, komm, eine Tablette“) sowie das Sprechen in einer erhöhten Tonlage oder mit einer übertriebenen bzw. Sing-Sang-Betonung.

Wir untersuchen, ob und wie ältere Erwachsene Elderspeak wahrnehmen, welche Bedingungen mit der Wahrnehmung und Bewertung von Elderspeak einhergehen und welche Konsequenzen sich daraus ergeben.

 

Ansprechpartnerin: M.Sc. Rebecca Wientzek, rebecca.wientzek☉uk-halle.de 

Haben Sie das Gefühl, dass Sie nicht mehr so gut hören und dadurch Schwierigkeiten in der Kommunikation mit Ihren Mitmenschen haben?

Das Gehör ist für den Austausch mit anderen Menschen von enormer Bedeutung. Wenn wir nicht mehr gut hören, können Gespräche schnell anstrengend werden und zu Missverständnissen führen. Gehörprobleme hängen daher insbesondere im höheren Lebensalter mit sozialem Rückzug und niedrigerer Lebensqualität zusammen.

Wir testen daher ein vom Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften der Universität Jena entwickeltes Trainingsprogramm, mit dem wir gezielt das Gehör, insbesondere die Wahrnehmung von Emotionen, bei Personen mit altersbedingtem Gehörverlust verbessern möchten.

Ansprechpartnerin: M.Sc. Aline Schönenberg, E-Mail: aline.schoenenberg☉uk-halle.de 

Palliativmedizinische Versorgung hat zum Ziel, die Symptome einer Erkrankung zu lindern und die Lebensqualität von PatientInnen zu verbessern, wenn keine Heilung mehr möglich ist. Palliative Behandlung ist daher ein wichtiger Baustein für die adäquate Versorgung von PatientInnen in der Altersmedizin. Dennoch wird der palliative Bedarf noch nicht flächendeckend geprüft und erkannt, sodass viele ältere Menschen nicht die Unterstützung erhalten, die sie benötigen. Aus diesem Grund ist die Verwendung eines einheitlichen Messinstruments notwendig, welches einen konkreten Anhaltspunkt für die Erkennung des palliativmedizinischen Versorgungsbedarfs gibt. Gemeinsam mit einem medizinischen Doktoranden erarbeiten wir ein Konzept für die systematische Erkennung von palliativen Unterstützungsbedarfen und testen die Anwendung im ZASSA-Netzwerk. Im Zuge dessen möchten wir auch mehr über die Lebenssituation von geriatrischen palliativen PatientInnen erfahren, und erforschen psychosoziale Faktoren wie Lebensqualität, soziale Unterstützung und Einsamkeit.

 

Ansprechpartner: M.Sc. Rosa Brückner, rosa.brueckner@uk-halle.de 

Sie möchten uns bei unserer Forschung unterstützen und Ihre Erfahrungen mit uns teilen? Wir freuen uns über alle Teilnehmenden, egal ob Angehörige, Patient*innen oder Fachpersonal!

Für unsere Studien suchen wir regelmäßig Teilnehmende, die Fragebögen zu altersbezogenen Themen ausfüllen. Weitere Informationen zur Teilnahme haben wir hier für Sie zusammengestellt: Mitmachen