Trichterbrust

Als Trichterbrust oder Pectus excavatum wird die Deformität des vorderen Brustkorbs bezeichnet, bei der durch Veränderungen der Knorpelverbindung zwischen Brustbein (Sternum) und Rippen eine trichterförmige Veränderung auftritt. Meist stellt die Trichterbrust ein isoliertes Problem dar; seltener tritt es zusammen mit Erkrankungen wie der Wirbelsäule (Skoliose, Kyphose) oder im Rahmen von Syndromen auf (z.B. Marfan-Syndrom).  Die genaue Ursache dieser angeborenen Erkrankung ist unklar; Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen. Während des Wachstums in der Pubertät kommt es oft zu einer Zunahme des Trichters. 

Symptome

  • Eine Trichterbrust muss nicht unbedingt ein gesundheitliches Risiko darstellen. Bei ausgeprägteren Befunden klagen die Patienten mit Trichterbrust jedoch häufig über eine verminderte Leistungsfähigkeit. Wie Studien zeigen, kommt es nach einer erfolgreichen Korrektur oft zu einer Verbesserung der Herz- und Lungenfunktion.  
  • Zusätzlich können ausgeprägte Befunde für die betroffenen nicht nur ein kosmetisches, sondern auch ein großes psychisches Problem darstellen:  typisch ist ein beeinträchtigtes Selbstwertgefühl, das bis zur sozialen Ausgrenzung führen kann. 

Diagnostik

  • Körperliche Untersuchung in unserer Spezial-Sprechstunde
  •  Interview mit unserer Kinder- und Jugendpsychologin zur Bewertung des Leidensdruckes, der gerade in der Pubertät ein großes Risiko darstellen kann
  •  Lungenfunktion: hiermit kann nachgewiesen werden, ob und inwieweit die Atmung durch die Trichterbrust eingeschränkt ist. Falls erforderlich, erfolgt diese Untersuchung unter Belastung
  •  EKG und eventuell eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiographie): hiermit können funktionelle Beeinträchtigungen des Herzens nachgewiesen werden. 
  • MRT (Magnetresonanztomographie) des Thorax: anhand der Schnittbilder werden die Organe des Brustkorbes ohne Strahlenbelastung abgebildet. Zudem wird der Haller-Index (Linie von der Innenseite der rechten zu den linken Rippen geteilt durch den kleinsten Abstand der Hinterkante des Brustbeins zur Wirbelsäule) berechnet; dieser ist bei Gesunden etwa 2,5 und je ausgeprägter die Trichterbrust, desto größer. 

Therapie
Besteht anhand der Untersuchungen ein Behandlungsbedarf, stehen im Wesentlichen zwei Therapien zur Verfügung: die Saugglocken-Behandlung und die Operation. Welche Therapie sinnvoll und notwendig ist hängt vom Patientenalter und Patientenwunsch sowie vom Schweregrad der Trichterbrust ab. Eine Physiotherapie kann der Problematik entgegenwirken, beseitigt aber die Ursache nicht.

Saugglocke
Bei dieser Methode wird auf den Bereich des Trichters eine Saugglocke meist aus Silikon aufgesetzt und mittels eines Unterdrucks der Brustkorb angehoben. Entscheidend ist die tägliche Anwendung über einen längeren Zeitraum, die zu einer allmählichen Korrektur der Fehlstellung führt. 

Operation
Ist eine Operation indiziert und vom Patienten und den Eltern gewünscht, bevorzugen wir Minimal-invasive Trichterbrustkorrektur (MIRPE) nach Nuss, die mittlerweile die am weitesten verbreitete Operationsmethode darstellt. Je nach Ausprägung und körperlicher Entwicklung führen wir sie frühestens ab 12 Jahren durch. Wird die OP zu früh durchgeführt, kann nach Metallentfernung nach 2-3 Jahren durch einen weiteren Wachstumsschub eine Rezidiv auftreten; bei Patienten über 20 Jahren ist die OP ebenfalls möglich, aber durch die abnehmende Elastizität des Brustkorbes etwas erschwert. 
Bei der Operation wird zur größeren Sicherheit unter Kontrolle einer Brustkorbspiegelung (Thorakoskopie) rechts und links ein individuell vorgebogener Bügel unter den Trichterboden des Brustbeins geschoben und seitlich mehrfach an den Rippen fixiert. Dadurch wird der Trichter umgehend angehoben und im besten Fall eine physiologische Form des Thorax erreicht. Manchmal sind 2 Bügel erforderlich. Ein entscheidender Vorteil dieser Methode ist, dass die Hautschnitte mittig rechts und links liegen und somit auch durch die unter die Haut versenkte Naht nur wenig sichtbar ist. Im Gegensatz zu anderen Methoden (Rehbein, Ravitch) werden die Rippen und das Sternum nicht eröffnet. 
Trotz der minimal-invasiv Operation ist meist eine längere und anfangs auch intensive Schmerztherapie (Analgesie) zur Schmerzkontrolle erforderlich. Daher erfolgt die Überwachung in den ersten 1-3 Tagen auf unserer Pädiatrischen Kinder-Intensivstation; weiterhin empfehlen wir einen direkt vor der OP gelegten Periduralkatheter, welcher effektiv und nebenwirkungsarm die Schmerzen kontrollieren kann.  Im Verlauf von Tagen bis (sehr selten) Wochen nehmen diese Schmerzen kontinuierlich ab. Im Allgemeinen bleiben unsere Patienten für 5-7 Tage in der Klinik für Kinderchirurgie. 
2-3 Jahre nach der Operation wird in einer zweiten Operation der Bügel bzw. die Bügel wieder entfernt. Zu diesem Zeitpunkt ist sicher davon auszugehen, dass die erzielte Korrektur knöchern stabilisiert worden ist und kein Rezidiv droht (siehe auch frühester sinnvoller Zeitpunkt der OP).  Im Vergleich zur Korrektur-OP ist die Bügelentfernung meist ein kleinerer Eingriff bedarf keiner langen Erholungsphase.

Was sind die Risiken einer operativen Trichterbrustkorrektur?

  •  Das häufigste Problem nach minimal-invasiver Trichterbrustkorrektur sind die bereits erwähnten postoperativen Schmerzen, die durch konsequente intravenöse Analgesie (z.B. mittels patientenkontrollierter Schmerzpumpe) und einem Periduralkatheter gelindert werden
  •  Allgemeine Risiken sind sehr selten Wundheilungsstörungen oder Infektionen sowie die allgemeinen Risiken einer Vollnarkose
  •  Schwere Komplikationen wie Organverletzungen, beispielsweise des Herzens, sind extrem selten, werden jedoch mit Ihnen bzw. Ihrem Kind besprochen
  • Durch Verkippung des Bügels ist ein Korrekturverlust möglich. Um dieses Risiko zu minimieren, werden unter thorakoskopischer Sicht sogfältig Nähte um die Rippen herum gelegt, die somit die Position des Bügels sichern

Wie geht es nach der Operation weiter?
Nach einer operativen Trichterbrustkorrektur empfehlen wir folgendes:

  • Wundkontrollen (kein Entfernen des Nahtmaterials erforderlich)
  • Gehen ohne Einschränkung möglich
  • Kein Sport für 6 Wochen, danach 6 Wochen kein Kampf-/ oder Kontaktsport
  • Je nach Verlauf Beginn mit Physiotherapie (individuelle Vorgaben)
  • Ambulante Wiedervorstellung ca. 1 Woche nach Entlassung
  • Weitere Untersuchungen incl. Röntgen nur bei Auffälligkeiten / Problemen
  • Planung Bügelentfernung frühestens nach 2 Jahre mit Röntgen-Untersuchung
  • Entfernung Bügel in Vollnarkose mit meist Überwachung bis zum Folgetag.