Innovative Wirkstoffentwicklung durch Kooperation: Holger Cynis ist neuer Juniorprofessor an der Universitätsmedizin Halle

Porträt von Jun.-Prof. Dr. Holger Cynis

Jun.-Prof. Dr. Holger Cynis

Seit 1. November 2023 ist Jun.-Prof. Dr. Holger Cynis neuer Juniorprofessor für „Immunmodulation bei pathophysiologischen Prozessen“ an der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). Er erforscht, wie bestimmte Mechanismen des Immunsystems Krankheiten auslösen können, mit dem Ziel, neuartige Wirkstoffe zu entwickeln. Die Berufung erfolgte gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie (IZI), an dem er seit 2013 tätig ist.

„Ich interessiere mich dafür, inwiefern fehlgeleitete Immunreaktionen bei neurodegenerativen Erkrankungen, aber auch bei Krebserkrankungen eine Rolle spielen und worin die Ursachen dafür liegen“, erklärt Cynis. Sein Fokus liegt dabei unter anderem auf DNA-Abschnitten, die ursprünglich von Viren stammen und im Laufe der Evolution in das menschliche Erbgut integriert wurden. Dieses uralte Vermächtnis wird in der Fachwelt als Sequenzen humaner endogener Retroviren (HERV) bezeichnet. „Diese Sequenzen machen etwa acht Prozent unserer DNA aus und sind meist inaktiv. Innerhalb der Jahrmillionen haben einige davon sogar wichtige Aufgaben übernommen. Andere HERVs stehen allerdings im Verdacht, entzündliche Reaktionen unserer Immunabwehr auszulösen und Autoimmunkrankheiten wie Multiple Sklerose oder Krebs zu fördern“, so der 45-Jährige. „Man weiß noch nicht viel darüber, welchen Beitrag HERVs in der Entstehung dieser Krankheiten genau haben. Beispielsweise ist unklar, ob sie die Ursache sind oder nur mitaktiviert werden. Aber es gibt Hinweise auf verschiedene therapeutische und diagnostische Ansätze.“

Der Weg zu neuen Wirkstoffen und geeigneten Biomarkern erfordert eine Menge Know-how aus unterschiedlichen Fachbereichen und eine enge Vernetzung von Labor und Klinik. „Die Universitätsmedizin Halle leistet viel Grundlagenforschung und liefert gute Ideen. Am Fraunhofer IZI haben wir das Handwerkszeug, um niedermolekulare Wirkstoffe und therapeutische Antikörper zu entwickeln. Wir forschen schon seit Jahren gemeinsam auf diesem Gebiet und besitzen durch die Berufung nun eine gewisse Schlagkraft, um unsere Arbeit bis zu klinischen Studien zu führen“, so der Biologe.

Als Juniorprofessor bringt Holger Cynis sein Fachwissen stellvertretend in die Lehre ein. Angesichts der enormen Wissensfülle aus der Biochemie und Molekularbiologie, die Teil des Medizin- und Zahnmedizinstudiums sind, ist es ihm wichtig, einen praxisnahen Bezug zum zukünftigen Berufsalltag der Studierenden herzustellen. Zusätzlich plant er, eine Vorlesung über „Modernen Methoden der Wirkstoffentwicklung“ auf den Weg zu bringen, die sich an verschiedene Studiengänge richten soll.

Holger Cynis hat an der MLU Biologie studiert, absolvierte Forschungsaufenthalte an der University of California, San Diego und promovierte 2009 zum Dr. rer. nat. an der MLU. Anschließend war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Harvard Medical School in Boston tätig. Ab 2013 übernahm er die Leitung der Arbeitsgruppe Molekulare Biotechnologie im Fraunhofer IZI am Standort Halle, dessen stellvertretender Leiter er seit 2020 ist. Seine Juniorprofessur wird im „Jülicher Modell“ durchgeführt, nach drei Jahren evaluiert und hat eine Laufzeit von sechs Jahren.

Prof. Dr. Heike Kielstein, Dekanin der Medizinischen Fakultät der MLU, freut sich über die gemeinsame Berufung: „Mit Jun.-Prof. Dr. Holger Cynis ist es uns gelungen, einen etablierten Wirkstoffforscher an die Universitätsmedizin Halle zu holen und unsere Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie zu manifestieren sowie auszubauen. Die Zusammenarbeit mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen eröffnet neue Möglichkeiten und erlaubt es, Erkenntnisse aus dem Labor schnell in innovative Therapieansätze zu überführen.“