Welt-Asthma-Tag 2021: Gute Nachrichten für Asthma-Patientinnen und -Patienten

Ein Kind hält einen Asthma-Inhalator in der einen Hand, mit der anderen hält es sich die Brust. Nur der Oberkörper ist zu sehen.

Antikörper-Therapie statt Notfallspray: In den vergangenen Jahren haben sich neue Behandlungsverfahren etabliert, die Asthma-Patientinnen und -Patienten ein Leben mit der Krankheit erleichtern können. „Die Annahme, es genüge, wenn Menschen mit Asthma immer ein Notfallspray in der Tasche haben, ist inzwischen überholt und sogar gefährlich“, sagt Dr. Stephan Eisenmann, Leiter des Schwerpunkts Pneumologie an der Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin I der Universitätsmedizin Halle (Saale). „Wir wissen, dass Menschen mit leichtem Asthma, die mehr als ein bis zwei Asthmasprays pro Jahr verbrauchen, ein deutlich höheres Risiko haben, an einem Asthmaanfall sogar zu versterben.“ Statt schneller Hilfe durch ein hochdosiertes Spray sei es besser, langfristig ein passendes Medikament zur Behandlung der Entzündung der Bronchien einzunehmen.

Bei schwerem Asthma kann unter bestimmten Voraussetzungen eine Antikörper-Therapie helfen. Bisher mussten Betroffene hoch dosierte Kortison-Tabletten einnehmen, die bei langfristiger Anwendung dem Körper schaden können. Wie das Kortison verhindern Antikörper Entzündungen der Atemwege, doch die Nebenwirkungen sind deutlich geringer. Sie haben sogar zusätzliche positive Effekte. „Bei der Antikörper-Therapie schauen wir uns auch Begleiterkrankungen an, typisch sind zum Beispiel Nasenpolypen und Neurodermitis. Gerade Patienten mit einer Kombination dieser Erkrankungen eignen sich sehr gut für die Antikörper-Therapie“, erklärt Dr. Stephan Eisenmann.

Die Antikörper müssen dazu regelmäßig unter die Bauchhaut injiziert werden, doch die Patientinnen und Patienten können sich die Spritze auch selbst setzen. So sind sie insgesamt weniger auf Medikamente angewiesen. „Allen, die heutzutage aufgrund ihres Asthmas noch regelmäßig Kortison-Tabletten einnehmen, empfehle ich, einen Spezialisten aufzusuchen. Vielleicht kommt eine Antikörper-Therapie infrage“, sagt Eisenmann. „Möglichst niemand sollte tatsächlich auf Kortison angewiesen sein.“

Zu Beginn der Corona-Pandemie waren Menschen mit Asthma besorgt, dass sie von SARS-CoV-2 besonders gefährdet sein könnten. Doch auch hier gibt es Entwarnung: „Wenn ein Asthma unter guter medizinischer Kontrolle ist, haben Patientinnen und Patienten kein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19“, sagt Eisenmann. Sogar das Gegenteil scheine der Fall zu sein: „Gut behandelte Asthma-Patientinnen und -Patienten sind sogar besser vor Corona geschützt.“

Mehreren Studien zufolge ist der Grund dafür, dass Asthma-Patientinnen und -Patienten weniger sogenannte ACE-Rezeptoren aufweisen – und damit weniger Angriffspunkte für SARS-CoV-2. Denn genau an diese Rezeptoren dockt sich das Virus an. „Die Zahlen belegen dies“, sagt Eisenmann. „Unter den Corona-Erkrankten gibt es nicht überproportional viele Asthma-Patientinnen und -Patienten.“ Ob eine bei Menschen mit Asthma übliche inhalative Therapie auch zur Behandlung der SARS-CoV-2-Infektion angewendet werden kann, wird derzeit noch erforscht.

Kontakt

Die Pneumologische Ambulanz des Universitätsklinikums Halle (Saale) bietet eine spezialisierte Sprechstunde für Patientinnen und Patienten mit schwerem Asthma an. Dort werden alle modernen Therapieverfahren angewendet.

Telefon: 0345 557 2391