Deutsche Krebsgesellschaft zertifiziert Zentrum für Familiären Brust- und Eierstockkrebs der Universitätsmedizin Halle

Sieben Personen stehen in einem Gang im Universitätsklinikum Halle (Saale) und schauen in die Kamera. Sechs Personen tragen weiße Arztkittel.

Das Team des Zentrums für Familiären Brust- und Eierstockkrebs.

Ein häufiges Auftreten von Brust- oder Eierstockkrebs innerhalb einer Familie kann auf vererbbare Genvarianten oder genetische Ursachen hinweisen. Für Familienmitglieder von Krebspatient:innen mit entsprechender Diagnose besteht in diesen Fällen ein höheres Risiko, ebenfalls an Krebs zu erkranken. Um Patient:innen und ihre Verwandten, die diesem erhöhten Risiko ausgesetzt sind, optimal zu beraten und zu versorgen, gibt es deutschlandweit 23 spezialisierte Zentren. In Sachsen-Anhalt übernimmt diese Aufgabe das Zentrum für Familiären Brust- und Eierstockkrebs der Universitätsmedizin Halle, das nun von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert wurde.

„Wir bieten Patient:innen oder Ratsuchenden mit einer familiären Vorbelastung für Brustkrebs und Eierstockkrebs ein umfassendes Versorgungskonzept“, sagt Dr. Susanne Barrot, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe an der Universitätsmedizin Halle und Leiterin des Zentrums, und betont die enge Zusammenarbeit mit Expert:innen unterschiedlicher Fachbereiche. „Die Beratung zur Abklärung einer möglichen familiären Krebshäufung wird von einer Ärzt:in aus dem Fachbereich Humangenetik in enger Zusammenarbeit mit der Gynäkologie, Radiologie und Pathologie durchgeführt. Auch eine psychologische Beratung kann in Anspruch genommen werden. Im Rahmen des Genetik-Boards führen wir zusätzliche regelmäßige Fallbesprechungen durch, bei denen Expert:innen aus allen beteiligten Fachrichtungen mitwirken.“ Die dort erarbeiteten Empfehlungen richten sich nach den regelmäßig aktualisierten Handlungsempfehlungen des Deutschen Konsortiums Familiärer Brust- und Eierstockkrebs.

Betroffene werden aus den gynäkologischen Fachbereichen des Klinikums oder von niedergelassenen Gynäkolog:innen sowie kooperierenden Kliniken aus der Region zur Weiterbehandlung an das hochspezialisierte Zentrum überwiesen. „Viele niedergelassene Gynäkolog:innen arbeiten mit Checklisten der Deutschen Krebsgesellschaft. Aus detaillierten Angaben zum Krankheitsbild unter Berücksichtigung des Alters der Patient:innen und Verwandten lässt sich ein Risiko-Score berechnen. Überschreitet dieser einen bestimmten Wert, kann eine Tumordisposition vorliegen. In diesen Fällen erfolgt eine Überweisung an das Zentrum für Familiären Brust- und Eierstockkrebs“, erklärt Dr. Pablo Villavicencio Lorini, Facharzt für Humangenetik an der Universitätsmedizin Halle und Zentrumskoordinator.

Bei Brust- oder Eierstockkrebs in der Familie kann die Vorsorge zur möglichen Früherkennung statt ab dem 50. bereits ab dem 25. Lebensjahr notwendig sein, sofern eine auffällige Genvariante in der DNA der Patient:innen nachweisbar ist und bzw. oder ein hohes Erkrankungsrisiko anhand des Stammbaums und der Vorbefunde berechnet wird. Die Bestimmung erfolgt über spezielle Genanalyseverfahren, nach denen die Patient:innen in drei Risikogruppen eingeteilt werden und entsprechende Empfehlungen zur Weiterbehandlung erhalten.

Um die bestmögliche Patient:innenversorgung gewährleisten zu können, agiert das Team des Zentrums für Familiären Brust- und Eierstockkrebs der Universitätsmedizin Halle stets nach aktuellsten Forschungsergebnissen. Hierbei unterstützen spezielle Datenbanken wie HerediCaRe, ein bundesweites patient:innenorientiertes Studienregister zur Langzeitdokumentation von genetischen und klinischen Daten von Familien mit einer erblichen Belastung für Brust- und Eierstockkrebs, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird.

„Das Zentrum für Familiären Brust- und Eierstockkrebs der Universitätsmedizin Halle bildet eine Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Krankenversorgung. Unsere Expert:innen erarbeiten unter Berücksichtigung der erhobenen Daten die bestmögliche Therapie für unsere Patient:innen, die sich dank der niedergelassenen Fachärzt:innen in der Region wohnortnah umsetzen lässt“, so Prof. Dr. Markus Wallwiener, Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Gynäkologie der Universitätsmedizin Halle.