Die Ärzte Dr. Andrea Huth und Dr. Ole Hensel erhalten Ehrennadel des Landes Sachsen-Anhalt

Dr. Andrea Huth und Dr. Ole Hensel haben einiges gemeinsam: Sie sind Ärzte am Universitätsklinikum Halle (Saale), sie engagieren sich seit vielen Jahren ehrenamtlich im Ausland - Dr. Huth in Tansania und Dr. Hensel in Nepal - und sie haben beide am heutigen 15. Mai 2019 für diesen langjährigen Einsatz die Ehrennadel des Landes Sachsen-Anhalt erhalten. Überreicht wurde die Auszeichnung von Prof. Dr. Armin Willingmann, Landesminister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung.

„Es hat mich sehr überrascht, ausgewählt worden zu sein, denn für mich ist es gar nicht so besonders. Ich habe die Fähigkeit und die persönliche Freiheit, anderen beispielsweise durch Operationen zu helfen und setze mich gerne ein. Mir wurde richtig warm ums Herz, dass meine Arbeit so gewürdigt wird“, sagt die Augenärztin Andrea Huth. Diese sei aber nicht möglich ohne die Unterstützung, die sie von vielen dafür erhalte, ergänzt sie bescheiden. „Es zeigt, dass das, was wir machen, anerkannt wird. Obwohl es Menschen gibt, die noch viel mehr machen als ich“, so Ole Hensel, der als Neurologe am halleschen Universitätsklinikum arbeitet. 

Minister Willingmann betonte: „Das Engagement von Frau Dr. Huth und Herrn Dr. Hensel ist ebenso großartig wie beispielhaft. Wer Freizeit opfert, eigenes Geld einsetzt und Verantwortung übernimmt, um Menschen in Entwicklungsländern zu helfen, macht Hippokrates alle Ehre und verdient unseren größten Respekt. Mit der Ehrennadel des Landes Sachsen-Anhalt wird dieses besondere Engagement gewürdigt.“

Der Dekan der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Prof. Dr. Michael Gekle, schloss sich diesen Worten an. „Es ist eine Auszeichnung des langjährigen ehrenamtlichen Engagements und wir freuen uns, dass das Land dieses mit der Ehrennadel würdigt. Es ist schön, solche engagierten Menschen und fähigen Ärzte wie Dr. Huth und Dr. Hensel bei uns zu haben, die mit ihrer Hilfe im Ausland in gewisser Weise auch die halleschen Universitätsmedizin repräsentieren“, sagte er.

Dr. Andrea Huth, Oberärztin der halleschen Universitätsklinik und Poliklinik für Augenheilkunde, ist seit 2009 im Verein „Vision für Puma“ aktiv. Puma ist eine Stadt in Tansania, etwa 400 Kilometer vom Flughafen Kilimandscharo entfernt, auf etwa 1.500 Meter Meereshöhe gelegen. Das afrikanische Land ist etwa zweieinhalb Mal so groß wie Deutschland und hat rund 57,3 Millionen Einwohner. „Im gesamten Land Tansania gibt es etwa ein bis zwei Augenärzte pro eine Million Einwohner. Im Vergleich dazu stehen in Deutschland durchschnittlich 82 Augenärzte pro eine Million Einwohner zur Verfügung; allein in Sachsen-Anhalt sind etwa 250 Augenärzte aktiv“, sagt die Medizinerin, um zu verdeutlichen, wie schwierig die Versorgungslage ist. Hinzu kommt, dass sich die Augenärzte in den größeren Städten Tansanias konzentrieren und die Landbevölkerung keinen Zugang zur augenärztlichen Versorgung hat. 

Huth fährt etwa einmal pro Jahr für zwei Wochen nach Tansania - in ihrer Urlaubszeit. Auch Material bringt sie häufig selbst mit. Vor Ort operiert sie mit ihrem Team und dem lokalen Personal dann beispielsweise am häufigsten den Grauen Star im Auge. „Eine gut behandelbare Erkrankung, die aber mangels Behandlung in Ländern wie Tansania zur Erblindung der Menschen führt“, sagt Huth. „Es ist unheimlich zufriedenstellend, wenn man sieht, was man erreichen kann“, sagt Huth über ihr Engagement. Das hat sich mittlerweile über ihren Verein auch auf Myanmar und Burkina Faso ausgeweitet. Wichtig sei aber auch Hilfe zur Selbsthilfe, also das Anleiten der einheimischen Ärzte. 

Das sieht auch Ole Hensel so. Der Neurologe engagiert sich über den Verein „Nepalmed“ seit 2003 in dem Land am Himalaya und nutzt dafür ebenfalls seine Urlaubszeit. Zusammen mit halleschen und Kolleginnen und Kollegen aus dem Verein werden vor Ort, das heißt vor allem im Dorfkrankenhaus von Amppipal, aber auch in Kathmandu, Dolakha oder Kirtipur, Workshops veranstaltet und Fortbildungen angeboten, beispielsweise Neurologie-, Lungen-, Hygiene- oder Nahtkurse. „Wir haben jahrelang Menschen direkt behandelt, denn es gibt in ganz Nepal nur etwa fünfzehn Neurologen. Aber das praktische Arbeiten am Patienten ist für ausländische Ärzte leider aufgrund einer Gesetzesänderung nicht mehr so einfach möglich“, sagt Hensel, der nach dem Medizinstudium noch ein Bachelorstudium in Informatik absolviert hat. Neben seinem Einsatz vor Ort verkauft er jedes Jahr einen Kalender mit eigenen Fotos aus Nepal, dessen vollständiger Erlös wiederum dem Verein „Nepalmed“ zugutekommt. Aktuell plant er für das kommende Jahr wieder eine neurologische Konferenz in Nepal. 

Mit Gesetzesänderungen hat auch Andrea Huth in Tansania zu kämpfen. Die Einfuhrbestimmungen, beispielsweise für Medikamente und Material, sind deutlich verschärft worden. Gründe, ihr ehrenamtliches Engagement zurückzufahren, sind das aber weder für Ole Hensel noch für Andrea Huth.