Gesundheitswissenschaftlerin erhält Wissenschaftspreis des EbM-Netzwerks und Prof. Gabriele Meyer in Vorstand wiedergewählt

Birte Berger-Höger, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Arbeitskreis von Professorin Dr. Anke Steckelberg im Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft (IGPW) der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, ist für das Projekt „Spezialisierte Pflegefachkräfte zur Unterstützung partizipativer Entscheidungsfindung in der Onkologie“ mit dem David-Sackett-Preis des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin (EbM-Netzwerk) ausgezeichnet worden. Der Wissenschaftspreis wurde am 22. März 2019 im Rahmen der 20. Jahrestagung des EbM-Netzwerks in Berlin verliehen. 

Ausgezeichnet wurde das vom Nationalen Krebsplan geförderte Projekt SPUPEO (Spezialisierte Pflegefachkräfte zur Unterstützung partizipativer Entscheidungsfindung in der Onkologie). Das Projekt wurde unter der Leitung von Prof. Steckelberg durchgeführt und war an der Universität Hamburg angesiedelt, der Alma Mater von Steckelberg und Berger-Höger. Ziel des Projektes war es zu zeigen, dass der Einsatz von Breast Care Nurses als Decision Coaches Brustkrebs-Patientinnen bei der Entscheidungsfindung über das weitere Vorgehen unterstützen kann und eine informierte gemeinsame Entscheidungsfindung (Informed Shared Decision Making) fördert. 

Im Zeitraum von 2012 bis 2017 entwickelte die Autorengruppe um Berger-Höger die komplexe Intervention, die aus einer evidenzbasierten Entscheidungshilfe für Frauen mit frühem Brustkrebs, einem Entscheidungscoaching von spezialisierten Pflegefachkräften und einem abschließenden strukturierten ärztlichen Gespräch besteht. Nach einer Pilotstudie wurde die Wirksamkeit in einer cluster-randomisierten kontrollierten Studie in 16 zertifizierten Brustkrebszentren untersucht. Die Ergebnisse wurden im Februar 2019 in der international führenden Zeitschrift für Pflegewissenschaft veröffentlicht (Int J Nurs Stud 2019; DOI.org/10.1016/j.ijnurstu.2019.01.013).

Das Projekt zeigt, dass die Einbeziehung der Patientinnen in die Entscheidungsfindung im Vergleich zur herkömmlichen Versorgung deutlich verbessert werden kann. Ebenso werden Barrieren sichtbar, die einer Implementierung von Informed Shared Decision Making entgegenstehen, z.B. strukturelle Fehlanreize oder fehlende positive Haltung der Ärzte gegenüber diesem Ansatz. Die Studie bestätigt zudem, dass derzeit unter der üblichen Versorgung in Brustkrebszentren, eine informierte Beteiligung von Patientinnen an Therapieentscheidungen nicht stattfindet.

Seit 2008 vergibt das EbM-Netzwerk jährlich seinen nach dem EbM-Pionier David Sackett benannten Preis für heraus­ragende wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Evidenzbasierten Medizin und Gesundheitsversorgung in Forschung, Lehre oder bei der Verbreitung der Anliegen der EbM.  

Auf der Jahrestagung stand außerdem die Wahl des Vorstands des EbM-Netzwerkes an. Professorin Dr. Gabriele Meyer, Direktorin des IGPW, wurde zum zweiten Mal als Schriftführerin in die Reihen des vierköpfigen geschäftsführenden Vorstands gewählt.