Üben mit Ultraschall: Studentische Initiative „SonoAG“ mit Projektpreis ausgezeichnet

Es sind zwei Hände zu sehen, die Gleitmittel auf den Schallkopf eines Sonografie-Geräts auftragen. Im Hintergrund ist unscharf ein Ultraschallmonitor zu erkennen.

In der medizinischen Bildgebung ist die Sonografie bewährter Standard.

Beim „Freien Schallen“ üben angehende Mediziner:innen der Universitätsmedizin Halle unter studentischer Anleitung die Grundlagen der Ultraschalluntersuchung. Das Angebot ist aus der SonoAG entstanden, einer studentischen Initiative, die sich in den letzten zwei Jahren zum Erfolgsformat entwickelte. Die Fachschaft Medizin hat die SonoAG nun mit dem Projektpreis 2023 ausgezeichnet. Das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro wird durch die Medizinische Fakultät zur Verfügung gestellt und fließt in die Erweiterung des gefragten studentischen Angebots.

Die Ultraschalluntersuchung (Sonografie) ist ein bewährter Standard in der medizinischen Bildgebung: strahlenfrei, nicht invasiv, vergleichsweise kostengünstig und sehr schnell am Patient:innenbett durchführbar. Der richtige Umgang und die korrekte Interpretation der Bilder braucht vor allem praktische Erfahrung. Mit dem Ziel, das Lehrangebot zu erweitern und den Studierenden möglichst viel Zeit am Schallkopf zu ermöglichen, gründeten die Studierenden Jonathan Bay und Daniel Romero Posada 2021 die SonoAG. Mit viel Herzblut und der tatkräftigen Unterstützung durch das Dorothea-Erxleben-Lernzentrum Halle (DELH) standen dem Team Ultraschallgeräte zum selbstständigen Üben zur Verfügung. Zunächst waren informelle Kurse im kleinen Rahmen möglich. Mit der Zeit kamen immer weitere Tutor:innen hinzu, um das Wissen an die Kommiliton:innen weiterzugeben.

Das Projekt wuchs schnell – so auch die Nachfrage. Ab dem Sommersemester 2022 wurden Kurse zu festen Zeiten angeboten. Zeitgleich übernahmen Katharina Berthold und Tom Leißling die studentische Leitung des Projekts und fanden weitere Unterstützung an der Universitätsmedizin Halle. „Mit Oberarzt Dr. Valentin Blank als Leiter der Interdisziplinären Zentralen Ultraschallabteilung haben wir einen klinischen Partner mit viel Erfahrung in der Ultraschall-Lehre gewonnen. Er brachte das theoretische Hintergrundwissen ein, um Krankheitsbilder besser erkennen und verstehen zu können“, so das studentische Leitungsduo. Durch sein Engagement startete im Wintersemester 2023 der interdisziplinäre Ultraschallkurs für Studierende unter ärztlicher Leitung. Pro Semester können aktuell 36 Studierende an dem neuen Lehrangebot teilnehmen. In diesem Rahmen besteht jetzt außerdem die Möglichkeit, eine Sonografie-Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) zu erhalten.

Die Initiative war ein voller Erfolg und mit der Etablierung eines Kurses unter ärztlicher Leitung schien das Ziel erreicht. Doch die Nachfrage ist weiterhin groß und die Kurskapazitäten begrenzt. Zudem wollte die SonoAG weiterhin als studentisches Projekt neben dem klinischen Kurs bestehen bleiben. Deshalb gibt es seit kurzem das sogenannte „Freie Schallen“, bei dem Studierende die Sonografie-Geräte weiterhin selbstständig nutzen und unter Anleitung von SonoAG-Tutor:innen üben. Wöchentlich können aktuell bis zu 18 Studierende daran teilnehmen. Interessierte, die sich zu Tutor:innen ausbilden lassen, sind weiterhin gesucht.

Perspektiven des prämierten Projekts: Wie geht es weiter?

Das große Interesse und die zahllosen positiven Rückmeldungen kommen der SonoAG nun zu Gute: Die Studierenden kürten das studentische Team mit dem Projektpreis 2023, der jährlich durch den Fachschaftsrat Medizin vergeben wird. „Mit dem Preisgeld von 10.000 € ist es uns möglich, weitere Ideen umzusetzen. Nun können wir Kitteltaschenkarten erstellen, damit man das Erlernte in der klinischen Praxis leichter abrufen und festigen kann, und das Angebot um Übungen zur ultraschallgestützten Punktion erweitern. Denn bisher lag der Fokus der Ultraschallübung auf dem Bauchraum. Beispielsweise ließe sich auch ein mobiles Handheld-Ultraschallgerät anschaffen. Derzeit klären wir, wie die Mittel genau eingesetzt werden sollen. Außerdem wollen wir uns intensiver mit bestehenden Angeboten in Mitteldeutschland vernetzen und entsprechende Treffen etablieren“, so das Projektteam.

„Im Namen der Studierenden möchten wir uns besonders beim Leiter des DELH, Dr. Dietrich Stoevesandt, für die Unterstützung bedanken. Das DELH hat unser Projekt von Anfang an fachlich, organisatorisch und finanziell unterstützt. Und wir bedanken uns außerordentlich für das Engagement von Dr. Valentin Blank, der unseren Wunsch nach einem regulären Kurs unter ärztlicher Leitung maßgeblich vorantreiben konnte. Als Student hielt er selbst Ultraschallkurse an seiner Heimatuniversität. Er bringt nicht nur fachärztliche Expertise ein, sondern zeigt auch sehr viel Spaß an der Lehre. Den theoretischen Kursteil stellte er zügig und unter Beteiligung vieler verschiedener Fachdisziplinen auf die Beine. Dabei ließ er uns als Initiator:innen der Idee umfangreich mitgestalten und orientierte sich vor sowie während des Kurses stets an den Rückmeldungen durch uns und die Teilnehmer:innen“, so die SonoAG-Leitung weiter.

Wahl zum Projektpreis: Hohe Wahlbeteiligung und zahlreiche nominierte Projekte

Die Vorschläge zum Projektpreis kommen von den Lehrenden und Studierenden der Medizinischen Fakultät. Für das Jahr 2023 standen acht Projekte zur Wahl – rund 800 Stimmen gingen ein. „Das Interesse der Studierenden, so früh wie möglich Erfahrungen im praktischen Umgang mit der Sonografie zu sammeln, ist groß. Die sehr hohe Wahlbeteiligung zeigt abermals, dass die diversen Projekte gebraucht und wertgeschätzt werden, wobei sich die SonoAG 2023 unter den Nominierten durchsetzen konnte“, erklären Clara Zöllig und Thore Thoma, Vorsitzende des Fachschaftsrates Medizin.

Zur Förderung solcher Projekte stellt die Medizinische Fakultät jährlich ein Preisgeld zur Verfügung. „Wir freuen uns über alle innovativen Projekte, die unseren Studierenden angeboten werden, und gratulieren den nominierten Teams. Die Rückmeldungen aus der Fachschaft zeigen, dass die finanziellen Mittel zum Anschub und zur Weiterentwicklung der SonoAG ausgezeichnet investiert sind“, erklärt Studiendekan Prof. Dr. Rüdiger Horstkorte.