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Darmzentrum

Herzlich willkommen auf der Homepage des Darmzentrums des Universitätsklinikums Halle (Saale).

Auf den folgenden Seiten möchten wir Sie über das Thema „Darmkrebs“ informieren und die am Krukenberg Krebszentrum Halle (KKH) zur Verfügung stehenden Behandlungsoptionen informieren.

Während im ersten Teil kurz die Anatomie des Darms dargestellt wird, ist der zweite Abschnitt den onkologischen Erkrankungen dieses Organsystems gewidmet. Anschließend werden die unterschiedlichen Therapieoptionen vorgestellt, inklusive der notwendigen Untersuchungen und Prozeduren. Abschließend soll die notwendige Nachsorge nach einer erfolgreichen Darmkrebsbehandlung skizziert werden.

Der Darm hat eine Gesamtlänge von etwa 6 Metern und setzt sich aus verschiedenen Abschnitten zusammen. Nach dem Magen beginnt der sog. Dünndarm, der sich aus dem Zwölffingerdarm (Duodenum) sowie dem Krumm- und dem Leerdarm (Jejunum und Ileum) zusammensetzt.

In das Duodenum münden der Gallen- und der Bauchspeicheldrüsengang; man unterteilt diesen C-förmigen Darmabschnitt in drei Teile (Bulbus duodeni, Pars descendens und Pars horicontalis).

Anschließend folgen Jejunum und Ileum, das im rechten Unterbauch im Bereich der Ileozökalklappe in den Dickdarm mündet. Im Jejunum und im Ileum erfolgt überwiegend die Aufnahme von Nährstoffen aus dem Speisebrei.

Der Dickdarm wiederum wird in den aufsteigenden Teil (Colon ascendens), den querverlaufenden Teil (Colon tranversum), den absteigenden Teil (Colon descendens) und den S-förmigen Teil (Colon sigmoideum) unterteilt. Im Dickdarm erfolgt überwiegend das Eindicken des Darms durch die Resorption von Wasser. Dann geht der Dickdarm in den Mastdarm (Rektum) über. Hier erfolgt die Speicherung des Stuhls bis zur Entleerung.

Den abschließenden Teil des Darms stellt der Enddarm dar; über den Anus erfolgt dann die Entleerung des Stuhls.

Am KKH behandeln wir alle bösartigen Erkrankungen, die jeden Abschnitt des Darms betreffen. Dazu gehören erbliche und nicht-erbliche Tumorerkrankungen, die insbesondere den Dickdarm betreffen. Tumorerkrankungen des Mast- und des Enddarms werden in enger interdisziplinärer Zusammenarbeit aus den Kliniken für Innere Medizin, Chirurgie und Strahlentherapie behandelt. Im Folgenden sollen die einzelnen Tumorerkrankungen genauer erläutert werden.

Dünndarmkrebs ist eine vergleichsweise seltene Tumorform und kann dabei alle drei Abschnitte des Darms bestreffen. Die meisten Tumoren entstehen aus den Zellen der Darmschleimhaut und werden daher als Adenokarzinome bezeichnet. Am zweithäufigsten sind Tumoren im Dünndarm zu finden, die aus Hormon-produzierenden Zellen entstehen, sog. Neuroendokrine Tumoren.

Dünndarmkarzinome sind häufig Zufallsbefunde, die erst im Rahmen einer Operation bei einem Darmverschluss gefunden werden, da das Jejunum und das Ileum einer Darmspiegelung nur eingeschränkt zugänglich sind.

Das Kolonkarzinom (Dickdarmkrebs) ist mit ca. 70.000 Neuerkrankungen pro Jahr eine der häufigsten Krebsformen in Deutschland.  Durch die Vorsorge-Darmspiegelung ab dem 50. Lebensjahr kann das Kolonkarzinom in Vorläuferstadien oder frühen Formen der Erkrankung entdeckt werden. Typische Symptome für ein Kolonkarzinom sind Veränderungen der Stuhlgewohnheiten (Verstopfungen, Durchfall) bzw. des Aussehens (sehr dunkel gefärbter Stuhl oder Blutbeimengungen) und der Konsistenz des Stuhls (Schleimauflagerungen). Sollten solche Symptome länger bestehen, sollten Sie in jedem Fall einen Arzt aufsuchen, der dann ggf. eine Darmspiegelung veranlassen muss.

Dickdarmkrebs kann erblich in Form bestimmter Syndrome (HNPCC- oder Lynch-Syndrom sowie die familiäre adenomatöse Polyposis coli, FAP) oder sporadisch auftreten. In Abhängigkeit der Form des Dickdarmkrebses ist dann auch eine gezielte (Vorsorge)Untersuchung von direkten Angehörigen notwendig.

Das Rektumkarzinom entsteht durch bösartige Zellveränderungen im letzten Abschnitt des Dickdarms. Knapp die Hälfte aller Dickdarmkrebse entfällt auf das Rektum. Die Symptome eines Rektumkarzinoms sind dieselben wie bei den höher gelegenen Tumoren, insbesondere Blutbeimengungen des Stuhls sowie Veränderungen der Stuhlgangsgewohnheiten. Ähnlich wie beim Dickdarmkrebs lässt sich auch Enddarmkrebs durch eine Vorsorge-Darmspiegelung in Vorläufer- oder frühen Stadien der Erkrankung erkennen und dann gezielt behandeln.

Der Enddarmkrebs ist wiederum eine vergleichsweise seltene Darmkrebserkrankung. In der Regel entsteht er aus Zellen der Analkanals und wird daher als Plattenepithelkarzinom bezeichnet. Die Entstehung eines Enddarmkrebses ist häufig mit einem Befall humaner Papillomaviren (HPV) assoziiert.

Unabhängig in welchem Abschnitt des Darms sich der Tumor befindet, beginnt die Behandlung immer mit dem sog. Staging. Darunter versteht man Untersuchungen, die die Ausbreitung des Tumors beschreiben. Im Rahmen einer Darmspiegelung können Proben gewonnen werden, um die Diagnose feingeweblich zu sichern. Mittels einer Ultraschall- oder einer Röntgen- bzw. CT-Untersuchung des Bauchraums und der Lungen wird untersucht, ob Absiedlungen des Tumors (Metastasen) in anderen Organen - insbesondere der Leber und der Lunge - vorhanden sind. Beim Mastdarmkrebs erfolgen zudem noch eine Ultraschalluntersuchung im Rahmend der Darmspiegelung (Endosonographie) sowie eine Kernspinnuntersuchung des Beckens (MRT). Sobald das Staging abgeschlossen ist, wird das Tumorstadium vor Beginn der Behandlung definiert. Im Rahmen einer interdisziplinären Konferenz (Tumorboard), bestehend aus Onkologen, Chirurgen, Strahlentherapeuten und Radiologen, wird dann für jeden Patienten ein individuelles Therapiekonzept festgelegt. Dabei richtet man sich nach dem aktuellsten Stand der wissenschaftlichen Literatur sowie den von Fachgesellschaften verfassten Leitlinien.

Die Therapie ist dann - ohne vorhandene Streuung des Tumors in andere Organe - abhängig von der jeweiligen Lokalisation des Darmkrebses. Dünndarmkarzinome und Dickdarmkarzinome werden meistens primär operiert und der Tumor vollständig entfernt. Anschließend erfolgt - in Abhängigkeit des endgültigen, feingeweblich bestimmten Tumorstadiums - eine Chemotherapie oder eine Nachsorge. Das Therapieregime wird dabei wieder im interdisziplinären Tumorboard des KKH festgelegt.

Beim Rektumkarzinom wird häufig einer Vorbehandlung durchgeführt. Diese kann neben einer alleinigen Bestrahlung auch eine Kombinationsbehandlung aus Bestrahlung und Chemotherapie beinhalten. Nach Abschluss dieser Vorbehandlung erfolgt dann die Operation, die eine Entfernung des Mastdarms mit der (vorübergehenden) Anlage eines künstlichen Darmausgangs beinhaltet. Nach der Operation erfolgt - wieder in Abhängigkeit des endgültigen, feingeweblich bestimmten Tumorstadiums - eine Nachsorge oder eine Chemotherapie, festgelegt im interdisziplinären Tumorboard des KKH.

Die Operationen beim Darmkrebs werden am Universitätsklinikum Halle standardmäßig minimal-invasiv durchgeführt. Neben der laparoskopischen Chirurgie kommt dabei regelmäßig auch der OP-Roboter zum Einsatz. Durch diese minimal-invasiven Operationsmethoden können - bei gleicher onkologischer Qualität -  große Schnitte vermieden und eine rasche Erholung der Patienten gewährleistet werden. Nur in Ausnahmefällen erfolgt primär eine offene Operation zur Entfernung des vom Krebs betroffenen Darmabschnittes. Bei der Operation wird der Tumor-tragende Darmabschnitt mitsamt der abführenden Lymphknoten vollständig entfernt. Eine akkurate Entfernung der abführenden Lymphknoten ist von essentieller Bedeutung, da ein Tumor häufig primär in die Lymphknoten streut und davon abhängig das endgültige Tumorstadium bestimmt wird. Nach der Entfernung des entsprechenden Darmabschnittes werden die Enden wieder aneinandergenäht, sodass eine Wiederherstellung der Darmkontinuität gegeben ist. In der Regel ist nur bei der Entfernung des Mastdarmkrebses - wie oben bereits angeführt -  die Anlage eines vorrübergehenden künstlichen Darmausgangs notwendig, um die Risiken einer Undichtigkeit der neu angelegten Darmverbindung zu minimieren.

Wenn der Tumor bereits in andere Organe gestreut, wird ein individuelles Therapiekonzept im Tumorboard festgelegt. Dies kann je nach der tatsächlichen Situation bedeuten, dass zuerst die Absiedlungen und erst im Verlauf der Primärtumor entfernt wird.

Nach Abschluss der erfolgreichen Behandlung des Darmkrebses erfolgt eine Nachsorge. Dabei handelt es sich um regelmäßig wiederholte Darmspeigelungen sowie Ultraschall- bzw. Röntgen- oder CT-Untersuchungen des Bachraums und der Lunge. Darüber hinaus werden im Rahmen einer Blutentnahme sog. Tumormarker bestimmt. Nach 5 Jahren unauffälliger Nachsorge gilt man als geheilt und das Risiko für das Wiederauftreten der Tumorerkrankung ist äußerst gering.